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Baugenossenschaft: Wohnen in guten Händen

Baugenossenschaft: Wohnen in guten Händen

Alternativen zum normal etablierten Mietverhältnis mit einem Wohnungsunternehmen gibt es viele: die Baugenossenschaft, den Wohnungskauf oder das Mieten von privat, worum sich IMOVEYOUs letzter Artikel drehte. Der heutige Beitrag handelt von Ersterem: dem Wohnen mit einer Baugenossenschaft. Wie ist so eine Vereinigung organisiert? Wie funktioniert der Beitritt? Und lohnt sich das?

 

Fragen über Fragen. Wer sich für ein Mietverhältnis mit einer Baugenossenschaft entscheidet, wohnt in guten Händen. Denn diese Vermietungsart bietet eine Menge Sicherheit. Zum Beispiel vor Mietwucher. Und für das Bankkonto.

Die Wohnungsgenossenschaft: Ein Geschäft mit Zusammenhalt

Aber der Reihe nach: Was ist denn das – eine Baugenossenschaft? Sie wird als gemeinschaftlicher Betrieb definiert, der Menschen mit preisgünstigem Wohnraum versorgt. Anders als bei anderen Vermietern gehört die Genossenschaft nicht einer Privatperson, sondern den Mitgliedern. Sie sind also Miteigentümer. Und als Mitbesitzer der Wohnungsgenossenschaft ist dieser quasi unkündbar und kann nicht aus seiner Bude geschmissen werden. Es sei denn, er missachtet die gängigen Regeln, wie regelmäßige Mietzahlung und so weiter. In Deutschland gibt es rund 2000 Wohnungsgenossenschaften, davon stehen 30 in Hamburg. In deren Besitz sind 130.000 bewirtschaftete Wohnungen. Das sind 20 Prozent aller Wohnungen der Hansestadt.

Wie funktioniert eine Baugenossenschaft?

Martha und Jonas suchen eine preiswerte Bude in Hamburg. Ihr Kumpel Boris gab ihnen den Tipp, bei einer Genossenschaft nachzufragen. Die böten bezahlbare Mieten und klasse Wohnungen an. Martha und Jonas durchsurfen das Internet nach den Vereinen. Auf der jeweiligen Homepage geben sie ihre Ansprüche an die neue Wohnung an. Wie viele Zimmer soll sie haben? Auf wie viel Quadratmetern möchten sie wohnen? Die Angaben werden gespeichert und Martha und Jonas auf eine Warteliste gesetzt. Nach wenigen Wochen vermeldet eine Mail in ihrem Postfach: Wir haben eine Wohnung für Sie! Kommen Sie zu einem Gespräch in unser Büro. „Okay, voll cool“, denken sich Martha und Jonas. Beim Termin werden sie über den weiteren Verlauf informiert: „Wenn ihr die Wohnung mieten möchtet, müsst ihr Mitglied bei uns werden und Anteile an der Genossenschaft kaufen. Das hat den Vorteil, dass ihr eine sichere Geldeinlage habt und günstig wohnen könnt. Von eurem Geld halten wir unsere Buden instand und bauen sogar Neue.“ Martha und Jonas sind begeistert. „Toll! Und die Kaution?“ „Gibt es bei uns nicht.“ Die beiden schnacken nicht lang: Sie unterschreiben Mitgliedsbeitritt und Mietvertrag.

Jedes Mitglied profitiert vom Wachstum der Genossenschaft

Eine Genossenschaft handelt nicht profitorientiert, wie ein normales Wohnungsunternehmen. Die Vereinigung arbeitet im Sinne der Mitglieder, also zugunsten von günstigen Mieten. Jedes Mitglied bekommt jährlich eine Dividende ausgezahlt. Sie ist vielleicht nicht allzu hoch, aber über Extrageld freut sich doch jeder. Außerdem hat jedes Mitglied lebenslanges Anrecht auf eine Genossenschaftswohnung.

Warum können Wohnungen so billig angeboten werden?

Weil die Genossenschaft langsamer arbeitet. Neue Bauobjekte müssen sich erst nach beispielsweise dreißig Jahren rentieren. Zumal ist so ein Gemeinschaftsbetrieb nicht gierig. Privatinvestoren wollen sofort Gewinne erzielen und meist fix Kohle scheffeln. Dieses System funktioniert bei Genossenschaften nicht, weil jedem Mitglied die Wohnungen der Genossenschaft zu gleichen Teilen mitgehört. Und die ist nun mal abhängig von ihnen. Das Geld der Genossenschaftsanteile wird genutzt, um neue Häuser zu kaufen oder zu bauen und diese wiederum an neue Wohnungsinteressierte zu vergeben. So schließt sich der Kreis.

Genossenschaften sind unabhängig vom Immobilienmarkt

Jetzt nochmal alle Vorteile auf einen Blick:

  1. Schutz vor Mietwucher und Willkür der Immobilienkonzerne, denn die Genossenschaft arbeitet marktunabhängig
  2. preisgünstige Mieten
  3. geringes Risiko eines Rauswurfs wegen zum Beispiel Eigentumsumwandlung
  4. Jährliche Dividende (Gewinnausschüttung)
  5. Mitspracherecht auf internen Vollversammlungen
  6. Unterstützung für neuen, bezahlbaren Wohnungsbau
Laaaaaaaaange Wartelisten

Und die Nachteile? Es gibt genau zwei: Die teilweise immens langen Wartezeiten. Denn viele Menschen möchten weniger Miete bezahlen. Und bei Eintritt die einmalig hohe Investition in die Genossenschaftsanteile. Die Summe ist vergleichbar mit der einer Kaution und Maklerprovision. Sie reicht von hundert bis zu mehreren tausend Euro. Da muss jeder Wohnungsinteressierte abwägen: Eine sichere Bude für circa 6,30 Euro pro Quadratmeter? Oder eine Wohnung mit dem Quadratmeterpreis von acht Euro in Hamburg?