Kennst du eigentlich die Geschichte der Mülltrennung?
Mülltrennung und Umwelt. Umwelt und Recycling. Recycling und das neue Verpackungsgesetz. Wer gab eigentlich den Anstoß zu dieser folgenreichen Idee? Geschichtsunterricht über den Schmutz des Menschen und seine Gegenmaßnahmen.
Klatsch. Patsch. Da flog der Rest einer Morgentoilette auf den Bürgersteig. Den vollen Kübel auf den Pflasterstein gekippt und fertig. Ein ganz normaler Vormittag in Paris. Im 15. Jahrhundert entledigte sich jeder seinem Unrat, wie und wo er wollte. Im Laufe der Zeit zeichnete sich ab: Das geht so nicht. Übler Geruch, die Pest und Ungeziefer machten sich breit.
„Mehr Hygiene wäre angebracht“, sagte der Franzose Eugène René Poubelle. Er nahm sich vor, ein Gesetz zu verordnen, nach dem alle Hauseigentümer ihren Mietern verschließbare Behältnisse für ihren Hausmüll bereitstellen sollten. Als leitender Gebietsverwalter beschloss er also für seine Distrikte die Stadt Paris und deren Vororte ab dem 24. November 1883 eine Trennungsordnung, in der Glas, Porzellan und Tierisches fortan separat gesammelt werden. Die Bevölkerung leistete Widerstand und hatte so gar keine Lust auf umständliche Mülltrennung. Bedeute es doch eine enorme Umstellung für die Hausbewohner, die ihren Kehricht ab jetzt selbst zu sortieren haben. Und Abhängigkeit und Mehrarbeit für alle Vermieter. Nichtsdestotrotz wurde die Verordnung vier Monate später rechtsgültig.
Poubelle ist derweil zum Namensgeber für die Bezeichnung des Mülleimers geworden. 1890 wurde das Wort nachträglich in das damalige, universelle Wörterbuch Frankreichs aufgenommen.
In Berlin gab es die erste Mülltonne Deutschlands
Das ist ja schön und gut mit der Pariser Mülltrennung. Wann kam dieser Gedanke denn nach Deutschland? 1895. Und zwar direkt nach Berlin. Dort soll die erste Mülltonne aus Stahlblech aufgestellt worden sein, denn der Hausmüll dürfe nur noch in völlig undurchlässigen, geschlossenen Behältern gelagert und transportiert werden. Alles andere sei nicht länger auszuhalten. Gestank, Erkrankungsrisiko, Ungeziefer – das sei nun für die Tonne.
Knapp 60 Jahre später löste Kunststoff das alte Material ab. Mit sechs Kilogramm Leergewicht war der große Eimer mit Deckel viel leichter als sein 25 Kilogramm schwerer Vorgänger. Zudem wurde die Mülltonne eckig. Dann ging alles zack zack: Ende 1970 führte Deutschland Altglascontainer ein. Seitdem wird nach Farbe getrennt. Mitte der 80er Jahre kam das Trennen von Altpapier hinzu.
Flaschenpfand?! Die Getränkeindustrie erhob Klage
Schließlich klebte ab 1990 der Grüne Punkt auf jeder recycelfähigen Verpackung. Warum? Um Industrie und Handel von der Rücknahmepflicht seiner in Umlauf gebrachten Verpackung zu befreien, entwickelte der Grüne Punkt ein Marktsystem, dass benutzte Packungen recycelt, um daraus Rohstoffe zurück zu gewinnen. Vorausgesetzt, der Verbraucher sortiert vorher fachgerecht. Um diesen Gedanken noch mehr zu verstärken, kam 2003 das Einwegpfand dazu. Der Getränkehandel klagte bis zuletzt vor Bundesverwaltungs- und Bundesverfassungsgericht dagegen an. Die Industrie verließ sich allerdings auf ihren erdachten Sieg und so war niemand vorbereitet, als das Pfandkonzept tatsächlich umgesetzt wurde. Eine neunmonatige Übergangsfrist sollte die versäumte Umrüstung der Geschäfte richten, während die Läden nur die Produkte annehmen mussten, die sie auch verkauften. Heutzutage muss jeder Lebensmittelmarkt alle Getränkeverpackungen mit Pfand entgegennehmen. Naja, sieht in der Praxis etwas anders aus. Das älteste Pfandsystem haben übrigens die Schweden: Bereits 1885 gab es ein Konzept für Glasflaschen und schon 1990 führte das Königreich PET-Einwegflaschen ein. Vorbildlich!
Mülltrennung ist seit 2012 in Deutschland gesetzliche Pflicht. Das dafür entwickelte Kreislaufwirtschaftsgesetz umfasst eine sogenannte Abfallhierarchie: 1. Vermeidung. 2. Vorbereitung zur Wiederverwertung. 3. Recycling. 4. Sonstige Verwertung (z.B. energetische) und 5. Beseitigung. Dies gilt dem Schutz des Menschen und seiner Umwelt.
Drei Jahre später kam die Trennungspflicht für Bioabfälle, Papier, Metall, Kunststoff und Glas hinzu. Zur Förderung des Recyclings und Deutschlands Quoten. Bis spätestens 2020 will die Bundesrepublik 67% des Siedlungsmülls wiederverwerten. Hat sie laut Umweltbundesamt bereits 2016 geschafft. Trotzdem bestehe weiterhin Handlungsbedarf.
Öffentlich einsehbares Register: Die Politik will mehr Transparenz bei Händlern und ihren Verpackungen
Zu guter Letzt: Im Hier und Jetzt, seit 2019, muss sich so mancher mit dem neu erlassenen Verpackungsgesetz (VerpackG) auseinandersetzen. Dieses löst die Verpackungsordnung ab und gilt für alle Hersteller und Händler, die jegliche Art von Verpackung in Deutschland umher transportieren oder importieren. Gewerbe sind seit dem ersten Januar dazu verpflichtet, sich in einer Datenbank zu registrieren, um zu signalisieren, es komme seiner Produktverantwortung nach. Einerseits möchte die Politik so für mehr Transparenz sorgen, denn das Register ist öffentlich einsehbar. Diese Entscheidung bedeutet allerdings auch, dass Gesetzeskonforme schneller entdeckt und zur Rechenschaft gezogen werden können. Sprich: Das Verhängen von Abmahnungen greift zügiger und effektiver um sich. Andererseits sollen die Ideen von Design und Umwelt verbindlich kombiniert und gefördert werden.
Seinen Abfall fachgerecht zu ordnen, war also seit jeher ein brisantes und wichtiges Thema. Ärger und anfängliche Verweigerung gab es dabei scheinbar schon immer. Die Empörung des Menschen über das Sortieren ist also mindestens so alt, wie das Mülltrennen selbst.
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